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[en] Architektur Galerie Berlin

Architektur + Kunst – Dialoge – ein Beispiel zeitgenössischer Architekturkommunikation (Vortrag)

In der Einladung zu meinem Vortrag war die Bitte formuliert, zu folgenden Themen zu berichten: die persönliche Schnittstelle zwischen Architektur und Kunst, der Prozess des Dialogs zwischen beiden Genre und die Erwartungen der Besucher inklusive eventuell auftretende Irritationen. Bevor ich darauf eingehe und drei Ausstellungen vorstelle, die exemplarisch für die Arbeit der Galerie stehen, möchte ich Sie jedoch auf eine kleine Exkursion nach Berlin mitnehmen. Eventuell erscheint Ihnen das als Umweg, Sie werden jedoch sehen, dass dieser “Umweg” bereits viele Fragen beantwortet, die im allgemeinen zum Ausstellungsprogramm der Architektur Galerie Berlin gestellt werden. Denn aus zahlreichen Gesprächen mit Besuchern der Galerie weiß ich, wie hilfreich es ist, Detailfragen mit dem Hinweis auf den Kontext zu klären. Dabei interessieren vor allem zwei Schwerpunkte: das kulturelle Umfeld und die Frage “wie Architektur ausstellen?”, die auch impliziert, welche Zielgruppe erreicht werden soll.

1. Das kulturelle Umfeld

Wenn man Ausstellungen in Berlin macht, bewegt man sich in einem äußerst vitalen Kontext. Von diesem agiert man selbstverständlich nicht los gelöst: Man beobachtet und reagiert darauf, bewusst oder unbewusst. Was meine ich damit? Zur Veranschaulichung möchte ich einen kurzen Überblick über die Orte geben, an denen in Berlin regelmäßig Ausstellungen zum Thema Architektur zu sehen sind:

Dazu gehört bei den Museen an erster Stelle die Neue Nationalgalerie, welche in teilweise fulminanten Shows die Lebenswerke großer Meister würdigt (2000 zum Beispiel Renzo Piano, 2003 Rem Koolhaas und 2006 Oswald Mathias Ungers). Überwiegend an ein Fachpublikum hingegen richten sich Ausstellungen in kommunalen Einrichtungen wie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die beispielweise Wettbewerbs-ergebnisse vorstellen. Ergänzt wird dieses Spektrum durch Ausstellungen im Rahmen von Veranstaltungen, Messen und Kongressen.

Last but not least muss man in diesem Zusammenhang die schätzungsweise 500 Kunstgalerien der Stadt nennen. Da die Themen Architektur und Raum in der zeitgenössischen Kunst eine wichtige Rolle spielen, gibt es auch hier zahlreiche Ausstellungen dazu.
Auch wenn Berlin, gemessen an der Qualität der dort entstehenden Architektur, sicherlich nicht die Architekturhauptstadt Deutschlands ist, gehört sie auf Grund des immensen Angebotes an Ausstellungen zum Thema Architektur auf diesem Gebiet mit zu den Führenden in Europa. Ich berichte das jedoch nicht, um von Berlin zu schwärmen, sondern um folgendes zu verdeutlichen: Als Ausstellungsmacher hat man auf Grund dieses breiten Spektrums nicht nur permanent die Gelegenheit, seinen Horizont umfassend zu erweitern. Man wird gleichsam dazu gezwungen, ständig sein Programm zu überprüfen und zu justieren, um deutlich wahrgenommen zu werden.
Denn nicht nur ein Architekt entwickelt in seiner Arbeit ein bestimmtes Leistungsprofil und einen unverkennbaren Stil. Auch für den Ausstellungsmacher oder einen Ausstellungsort ist es wichtig, eine bestimmtes Image zu etablieren, damit sich der potentielle Ausstellungsbesucher leicht orientieren kann. Dieser soll möglichst schnell erkennen und sich einprägen, welches Profil zu welchem Ausstellungsort gehört. So kann er entsprechend seinen Interessen auch “blind” Ausstellungen besuchen, d.h. auch wenn er gar nicht weiß, was genau gerade gezeigt wird.

2. Wie Architektur ausstellen?

Entsprechend den verschiedenen Aufgabenstellungen der Ausstellungsorte, den persönlichen Vorstellungen ihrer Kuratoren oder Leiter sowie nicht zuletzt natürlich den zahlreichen pragmatischen Rahmenbedingungen wie Anlass, Budget, Räumlichkeit etc. lässt diese Frage sehr unterschiedliche Antworten zu.

Da die Architektur Galerie Berlin eine private Galerie ist, verantworte ich das Programm inhaltlich und kaufmännisch selbst. Als ich vor inzwischen mehr als 10 Jahren die Galerie als kleinen Projektraum gründete, d.h. ohne Budget und Personal, spielte der eingangs skizzierte kulturelle Kontext noch keine Rolle. Die daraus resultierenden konzeptionellen und strategischen Überlegungen haben sich erst im Laufe der Zeit entwickelt.

Von Anfang an jedoch hatte ich die klare Vorstellung, dass ich keine Ausstellungen mit den klassischen Mitteln der Architekturdarstellung, also mit Plänen mit Grundrissen, Schnitten und Ansichten, zeigen wollte. Denn es sollte nicht darauf ankommen, in den Ausstellungen möglichst umfassend über den realen Zustand eines Gebäudes zu informieren. Mich interessierte vielmehr das “Atmosphärische” an Architektur, das hinter deren pragmatischen Aspekten für die Lebendigkeit, Stimmung und die Schwingung sorgt, die wir beim Betrachten, Betreten oder Benutzen von Gebäuden spüren. Also Fragestellungen, welche die Arbeit des Architekten beeinflussen, in dessen täglicher Arbeit jedoch nicht unbedingt im Vordergrund stehen, wie zum Beispiel: auf welchen Bilderfundus greift ein Architekt zurück? Was sind seine Anregungen außerhalb des architektonischen Kontextes? Welche Texte liest er? Was meint er, wenn er von Struktur spricht?

Diese Zielvorstellung führte sehr schnell zur Frage nach der medialen Übersetzung, also: wie vermittelt man eine räumliche Idee oder architektonische Haltung ohne Pläne? Die m. E. oftmals viel zu destruktiv diskutierte Tatsache, dass man Architektur nicht ausstellen kann, aber dennoch Architekturausstellungen macht, sollte zur Konzeption werden. Die “Nichtausstellbarkeit” von Architektur betrachtete ich nicht als Manko, sondern als Chance für die Möglichkeiten, die sich aus dieser “Übersetzungsunschärfe” von Architektur in ein Ausstellungsformat ergeben. Deshalb vertrete ich auch die These, dass das Medium der Architekturausstellung eine eigene Form entwerferischen oder künstlerischen Ausdrucks ist und dementsprechend behandelt werden muss. Dabei gibt es alle Freiheiten und jedes Mittel ist recht. Ebenso wie bei Architektur selbst steht am Ende jedoch immer ein pragmatischer Aspekt als realer Gradmesser für deren Qualität. Ein Bauwerk kann noch so schön oder interessant sein: Wenn es reinregnet, keine Fenster für die Belichtung hat und der Zugang fehlt, funktioniert es nicht. Das Gleiche gilt auch für eine Ausstellung: sie kann abstrakt, vielleicht sogar befremdlich sein. Der Besucher soll am Ende jedoch immer eine Idee mit nach Hause nehmen, die ihn anregt oder meinetwegen auch aufregt, die er auf jeden Fall nicht vergisst.

Im Kontext der zahlreichen Berliner Ausstellungsorte spricht man mit einer derartigen Konzeption naturgemäß nicht die breite Masse an, sondern eher einen exklusiven Kreis. Besucher also, die querdenken, sich für Grenzüberschreitungen interessieren und dieses Blicken über den Tellerrand als Anregung für ihre eigene Arbeit verstehen. Das interessiert einerseits nicht alle Architekten und ich bin immer wieder überrascht, wie beschränkt viele Architekten eigentlich sehen und denken. Andererseits erweitert dieses Konzept den Interessentenkreis erheblich in Richtung kunstinteressierte Öffentlichkeit und erschließt somit neue Besucherkreise mit oftmals zusätzlichen Multiplikatoren.

An dieser Stelle möchte ich auch die eingangs zitierte Frage nach eventuellen Irritationen beantworten: Es kommt inzwischen immer seltener vor, dass Besucher irritiert sind, wenn sie keine Pläne etc. vorfinden, sondern sich auf andere Art und Weise in ein Projekt oder Thema “einlesen” müssen. Irritationen tauchen gelegentlich bei Besuchern auf, die das erste Mal in der Galerie sind und dann erstaunt nach Plänen oder Erläuterungen fragen. Die schicke ich dann in eine der eingangs genannten Einrichtungen und wir einigen uns darauf, dass sie wieder etwas gelernt haben. Bei der Entwicklung und Durchführung von Architekturausstellungen, die sozusagen über den Tellerrand hinaus blicken, stellt die Bildende Kunst ein wertvolles Werkzeug dar. Da eine Architekturausstellung auf die mediale Übersetzung angewiesen ist, bietet sie nicht nur einen hilfreichen Fundus für Anleihen bei Darstellungstechniken, sondern vor allem für Denkstrategien. Nicht zuletzt erweist sich die direkte Zusammenarbeit mit Künstlern dabei als sehr fruchtbar. Denn das kritische Hinterfragen und Widerspiegeln von Realität, die Arbeit mit ungewöhnlichen Materialien, die Suche nach dem Versteckten, das Subversive sind ja zentrale Merkmale der zeitgenössischen Kunst. Deshalb freue ich mich immer besonders, wenn es die Möglichkeit gibt, dass Architekten und Künstler bei Ausstellungen zusammen arbeiten.

Die Ausstellungskonzeption wird dabei immer von den Architekten entworfen. Denn die Ausstellung ist ein Projekt des jeweiligen Büros und soll dessen Handschrift tragen. Ich verstehe mich in diesem Prozess als Anreger und Katalysator für Architekten, die in ihrer Ausstellung etwas Neues versuchen möchten, das zwar ihre tägliche Arbeit umkreist, aber nicht alltägliche Wege beschreitet. Gemeinsam besprechen wir dann die Vorschläge und diskutieren, ob eine Idee funktioniert, oder ob man noch etwas präzisieren und verändern muss. Dafür gibt es selbstverständlich keinen Generalplan, denn genauso unterschiedlich wie die Architekten, sind auch die Lösungswege: Manchmal passt alles sofort, an anderes Mal spricht man sehr lange darüber, bis aus einer Idee ein klares und starkes Konzept geworden ist. In jedem Falle sind grundsätzliche Missverständnisse jedoch dadurch ausgeschlossen, da ich mir die Arbeit der Büros, die ich wegen einer Ausstellung anspreche, vorher genau ansehe, manchmal sogar jahrelang verfolge. Und umgekehrt ist es genauso: Es kommt kein Büro auf mich zu, dass sich vorher nicht genau über das Programm der Galerie informiert hat und sich in diesem Kontext zu Hause fühlt.

3. Beispiele

Architektur + Kunst – Dialoge (2005)

Für dieses Ausstellungsprojekt habe ich drei Architekten eingeladen, gemeinsam mit jeweils einem Künstler eine Ausstellung zu inszenieren. Denn zahlreiche Beispiele zeitgenössischer Architektur sind nicht zuletzt deshalb herausragend, weil in ihnen ein symbiotisches Verhältnis von Architektur und Kunst gelingt. Dabei muss es sich nicht vordergründig um spektakuläre Bauten und teure Kunstprojekte handeln. Wichtig ist vor allem ihr selbstverständliches Verhältnis zueinander. Bei Projekten wie der Schule Dreirosen-Klybeck (1996) von Morger & Degelo in Basel mit den farbigen Vorhängen von Renée Levi, dem Schulungsgebäude für die Schweizer Rückversicherung (2000) in Zürich von Marcel Meili und Marcus Peter mit Kunst von Günter Förg und Gilbert Bretterbauer oder dem Bürogebäude für Novartis (2005) von Diener & Diener und Wiederin in Basel mit der farbigen Fassade von Helmut Federle nimmt man die Kunst nicht – wie leider allzu oft – als nachträglich aufgesetzte Applikation wahr. Sie ist vielmehr integraler Bestandteil des architektonischen Entwurfs. Die Potentiale einer solchen interdisziplinären Zusammenarbeit werden meiner Meinung nach vollkommen unterschätzt. Dazu tragen nicht zuletzt leider die Architekten selbst bei, die einen Eingriff in ihre gestalterische Souveränität fürchten.
Für “Architektur + Kunst – Dialoge” habe ich personelle Konstellationen gesucht, von denen ich auf Grund bereits realisierter Projekte oder mir bekannter Entwurfsmethoden ein gewisses Spektrum an Ergebnissen erwartete. Mich interessierte, welches Ergebnis unter den “Laborbedingungen” der Galerie entstehen und wie die Form der Zusammenarbeit aussehen würde.

Max Dudler / Günther Förg

Auf der Grundlage eines gewonnenen Kunst-am-Bau-Wettbewerbes hat Förg 2006 die so genannten Saalkuben in Dudlers Neubau für das Bundesverkehrsministerium in Berlin gestaltet, in dem er sie mit Baubronze verkleidete. Dudler hat den Vorschlag seines Professorenkollegen von der Kunstakademie Düsseldorf stark gefördert, da er dessen Arbeit außerordentlich schätzt. Da beide als Persönlichkeiten bekannt sind, die sehr autonom arbeiten, war ich gespannt, wie sie sich auf dem engen Raum der Galerie arrangieren. Für ein ähnliches Projekt hatten sich vorher bereits Hans Kollhoff und Gerhard Merz in der Galerie getroffen und waren leider zu dem Schluss gekommen, dass sie hier nicht unabhängig genug arbeiten können.

Schließlich lieferten Dudler und Förg jeder ein Werk für die Ausstellung, das sowohl autonom als auch im Dialog funktioniert: Dudler zeigte großformatige Fotografien von Stefan Müller, die auf Grund ihrer Größe und ihres Gewichtes wie Objekte an die Wand gelehnt wurden. Auf ihnen verschmolzen die Architektur des Neubaus und die bronzenen Saalkuben zu einer Einheit. Förg steuerte ein minimalistisches Ölbild bei, auf dem er mittels eines gelben Pinselstrichs auf dunkelbraunem, ins schwarz changierenden Untergrund eine räumliche Situation darstellte, die in Form und Farbe an Dudlers Saalkuben erinnern konnte. Dieses wurde ergänzt durch fünf kleinformatige Öl-Skizzen, die dieses Thema assoziativ umkreisten.

Beide gingen also nur indirekt auf die Arbeit des anderen ein. Dudler bleibt beim klassischen Medium der Architekturdarstellung, der Fotografie. Deren zentrales Motiv bildeten jedoch die Saalkuben mit ihrer prägnanten Verkleidung. Förgs Bild wiederum ist immerhin eine Hommage an etwas Räumliches und stellt so die Beziehung zur Architektur her. Besonders interessant waren in diesem Zusammenhang die kleinen Skizzen, deren Motive den Grenzbereich zwischen freier Malerei und abstrakten Räumen noch tiefer ausloteten. Da Dudler und Förg in einem gewissen Sinne wesensverwandt arbeiten, nämlich sehr reduziert und inhaltlich verdichtet, stellte sich der Dialog auf einer übergeordneten Ebene ein. Die Ausstellung bezog ihren Reiz aus der Gegenüberstellung der unabhängig und ohne Absprache erstellten Arbeiten.

Adolf Krischanitz / Gilbert Bretterbauer

Krischanitz hat nicht zuletzt auf Grund seiner Tätigkeit als Leiter der Wiener Secession von 1991-1995 zahlreiche Kontakte zu Künstlern. Einige davon hat er bei seinen Projekten immer wieder vor allem für die Entwürfe von Einrichtungsgegenständen engagiert, darunter vor allem Gilbert Bretterbauer, der hauptsächlich mit Textilien arbeitet.

Für die Ausstellung wollte Krischanitz gemeinsam mit ihm unbedingt ein eigenständiges Projekt entwickeln. Die Konzeption sah vor, die Stringenz des white cube der Galerie zu konterkarieren. Dazu wurde eine Art doppelwandiger Pavillon in den Ausstellungsraum eingebaut, der diesen komplett ausfüllte. So gelangte man zunächst in einen Umgang, der schließlich in eine Art Cella führte. Die äußere Hülle des Ganges bestand aus farbigen Stoffstreifen, die Hülle des Innenraums war aus weißer Fallschirmseide hergestellt. Da hier zusätzlich ein weißer Teppich ausgelegt war, entstand ein stark kontemplativer Charakter. Dieser wurde noch unterstützt durch zwei von Krischanitz entworfene Liegestühle, auf denen man sich ausruhen und lesen konnte. Das helle Galerielicht wurde durch ein an der Decke installiertes Lichtobjekt von Bretterbauer ersetzt. Der Charakter der Galerie als ein durch die großen Schaufenster nach außen orientierter Raum wurde so ins Gegenteil verkehrt: Es entstand ein introvertierter Ort, nicht einsehbar und durch die Stoffe zusätzlich abgeschirmt vom Lärm der Straße.

Während Krischanitz die Feder bei der räumlichen Gestaltung führte, nutzte Bretterbauer seine Materialerfahrung, um das Raumkonzept zu vervollkommnen. Auf diese Weise wurden beides im wahrsten Sinne des Wortes miteinander verwoben. Immer wieder erstaunlich ist dabei die Fähigkeit, wie Krischanitz bei solchen Projekten ab einem bestimmten Punkt loslässt, um die Gestaltung bestimmter Teile anderen zu übertragen. Der Gedanke, dass die eigene gestalterische Intention dadurch geschwächt werden könnte, ist ihm vollkommen fremd. Im Gegenteil: seine Projekte sind so offen, dass sie den Austausch mit anderen Ideen herausfordern und erst dadurch ihre ungeheure Kraft und unvergleichliche Identität entwickeln.

Peter Märkli / Hans Josephsohn

Märkli hat 1992 das Ausstellungsgebäude La Congiunta für die Figuren und Halbreliefs des Zürcher Bildhauers Hans Josephsohn im Tessin gebaut, das seinen Durchbruch als einer der wichtigsten zeitgenössischen Schweizer Architekten markiert. Als ein Bewunderer von Josephsohns Arbeiten hat er diesen Ausstellungsbau gleichzeitig maßgeblich gefördert. Ein weiterer Beleg für diese hohe Wertschätzung ist die Tatsache, dass sich an bzw. in vielen Einfamilienhäusern von Märkli jeweils ein Relief des inzwischen über 70-jährigen Bildhauers befindet. Auch in den zahllosen Skizzen, die er zu seinen Entwürfen fertigt, findet man immer eine graphische Verdichtung, die eine exakte Position für eines der Bronzereliefs markiert. Josephsohn berichtete mir, dass er seinerseits auch die Arbeit von Märkli intensiv begleitet und es ganz wichtig für ihn ist, dass der Gedankenaustausch in beide Richtungen erfolgt, wenn beide regelmäßig in seinem Atelier diskutieren.

Aus diesem Grunde war es selbstverständlich, dass dieses symbiotische Verhältnis auch in einer gemeinsamen Ausstellung thematisiert wurde. Märkli hat dafür zwei Reliefs von Josephsohn ausgewählt, während dieser sich nach einer mehrstündigen Durchsicht für 100 Skizzen von Märkli entschied. Beides wurde in der Ausstellung kommentarlos gegenüber gestellt. Obwohl es sich um zwei unabhängig voneinander entstandene Werkkomplexe handelt, spürte man diese unmittelbare Beziehung. Denn sowohl bei den groben Bronzereliefs als auch bei den mit dicker Mine und einfachem Strich gezeichneten Zeichnungen ist die gemeinsame Suche nach Grundsätzlichem und Einfachem offensichtlich. Das gleiche Verständnis für diesen Weg generiert nicht zuletzt eine unverwechselbare archaisch anmutende Ästhetik, die trotz der verschiedenen Genre etwas grundsätzlich Gemeinsames ausstrahlen.

Adolf Krischanitz: Temporäre Kunsthalle Berlin (2008)

Wie Sie wissen, gibt es in Berlin seit einem halben Jahr eine Temporäre Kunsthalle, die auf der Grundlage einer privaten Initiative entstand. Um ihrer Idee zusätzliche Professionalität zu verleihen, engagierten die Initiatoren 2005 Adolf Krischanitz, der bereits in Wien ein erfolgreiches Projekte für eine temporäre Kunsthalle realisiert hatte.