Der Tagesspiegel
Geschenkkartons und Eternitfassaden
By Jürgen Tietz

Review

Ein bisschen Bartresen, ein bisschen Geschenkkarton, so stapeln sich graue Eternit- und braune MDF-Platten im Werkraum der Architektur Galerie Berlin (Karl-Marx-Allee 96, bis 13.1.2007). Garniert werden die unterschiedlich großen Kuben mit leuchtend roten und saftig grünen Farbflächen. Was auf den ersten Blick wie ein Ausflug in die Minimal Art anmutet, erweist sich als Präsentation von drei Projekten der Architektin Astrid Bornheim. Unter dem Titel A-Scalar werden das Eternit-Foyer in Berlin sowie Showroom und Fassade der Firma in Heidelberg vorgestellt. Und das, typisch für den Werkraum des Architektur-Galeristen Ulrich Müller, nicht als klassische Architekturausstellung, sondern als ambitionierte Installation, die die drei Projekte zu einheitlicher Gestaltung verschmelzen lässt. Sind es Möbel, die hier ein Entree bilden? Oder handelt es sich um eine kleinmaßstäbliche Stadt, deren Kuben untereinander kommunizieren? Es entsteht ein Spiel mit unterschiedlichen Dimensionen, mit offenen und geschlossenen Flächen und vor allem mit der Wahrnehmung des Betrachters, der sich auf dieses Spiel der komplexen Kästen einlassen muss. Doch auch ohne tiefer in die drei Projekte einzutauchen, besitzt allein schon das Bild der abstrakten Komposition für die just fertiggestellte Heidelberger Eternitfassade mit ihren gegeneinander versetzten Elementen und den grünen und roten Farbtupfern einen eigenen Reiz.