Bauwelt 12.2018
Originale sind anwesend – jessenvollenweider aus Basel in der Architektur Galerie Berlin
By Jan Friedrich

Review

In einer Architekturausstellung sei das Original, die gebaute Architektur, abwesend, konstatieren Anna Jessen und Ingemar Vollenweider anlässlich ihrer Präsentation in der Architektur Galerie Berlin. Das Problem ist so alt wie das Genre Architekturausstellung, und jeder, der sich trotzdem ans Architekturausstellen wagt, versucht es auf seine Weise zu lösen. Jessen und Vollenweider, die seit 1999 ihr Büro in Basel führen, wenden einen Kunstgriff an. Sie haben sechs ihrer Bauten aus den letzten Jahren – von der Uhrenmanufaktur in Glashütte über ein Verwaltungszentrum in St. Gallen bis zu Wohnungsbau in Basel – von der Leipziger Künstlerin Katharina Immekus malen lassen. Und ein in Öl auf Leinwand gemaltes Bild ist so ziemlich der Inbegriff eines Originals. Ohnehin scheinen die Häuser von jessenvollenweider eine Nebenrolle auf Immekus’ Bildern zu spielen; die Künstlerin hat eher stadträumliche Situationen festgehalten. Damit interpretiert sie die Bauten von jessenvollenweider so, wie die Architekten selbst sie begreifen: als Passstücke, die Teile von Situationen sind. Wer in der Ausstellung mehr über die Häuser selbst erfahren will, kann wei­tere Originale zur Hand nehmen: Auf dem langen Holztisch (dem originalen Sitzungstisch aus dem Büro der Architekten) liegt zu jedem Projekt ein Satz gefalteter Originalpläne bereit.