Das Teil ist acht Meter breit, zwei Meter hoch, einen Meter tief und steht mitten im Raum. Die Galerie verstellt es fast vollständig. Lediglich ein schmaler Gang ist rundherum frei geblieben. Welche Botschaft sich diesem Zwitterwesen aus Schrein und Schrankwand bei einer Umrundung wohl entlocken lässt? Ein Bildschirm spielt ein während eines Gottesdienstes aufgenommenes Video ab. In die Schmalseiten des schneeweißen Möbels ist je ein Modell eingelassen. In einer Nische auf der Rückseite stehen nebeneinander: ein Porphyr-Quader, eine Osterkerze, ein Glasgefäß mit Erde, eines mit Wasser, jeweils einzeln mit einem Spot von oben beleuchtet – was der ganzen Aufstellung die Anmutung einer Reliquienvitrine verleiht. Eine kleine Lichtbildshow enthüllt, um was es sich handelt: Das Projekt für den Neubau der Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig von Schulz & Schulz (Bauwelt 3.10). wird hier aufwendig vorgestellt. Schwer zu ertragendes Pathos oder gelungene ironische Überhöhung pathetischer Inszenierungen? Bei Ansgar und Benedikt Schulz, die in ihrem Lebenslauf auf dem Ausstellungsfolder für das Jahr 1990 den Beginn ihrer Mitgliedschaft bei Schalke 04 angeben, darf man getrost Letzteres annehmen.
Bauwelt 23 / 2011 Pathos. Pathos? Schulz & Schulz in der Architektur Galerie Berlin
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