Fotos, Grundrisse, Schnitte, Modellausschnitte, ein paar Schuhe und ein aufgeschlagenes Buch, beide aus Beton gegossen, ein Türklingelknopf: Die Rückwand der Architektur Galerie Berlin ist dicht an dicht zugehängt. An den Seitenwänden: illusionistische Fototapeten. Rechts blickt man einen endlosen Flur entlang, links geht es eine grobe Betontreppe hinauf.
Von Petersburger Hängung schreiben Graber Pulver im Zusammenhang mit ihrer Ausstellung. Nun, dafür ist das viel zu ordentlich, aber Marco Graber und Thomas Pulver sind Schweizer, und (um das Klischee zu bemühen) vielleicht würde Petersburger Hängung so aussehen, wenn St. Petersburg in der Schweiz läge. Die Architekten nehmen auch Bezug auf eine Online-Bildersuche bei Google oder Pinterest. Das trifft die Sache besser. Erscheint doch bei einer solchen Suche auf dem Bildschirm ein scheinbar wahlloses Nebeneinander von Abbildungen, deren Zusammenhang sich nur aus dem Wissen um die zuvor eingegebenen Suchbegriffe ergibt.
Für die Zusammenstellung an der Galeriewand wären die Suchbegriffe: Graber Pulver, Zürich; Energiezentrale Forsthaus Bern; Lang/Baumann; Genossenschaftssiedlung Grünmatt; Yves Netzhammer. Es sind zwei Kunst-am-Bau-Projekte (Graber Pulver sagen lieber „Kunst und Bau“, um die Gleichwertigkeit der Disziplinen zu betonen), die die Architekten vorstellen: einen rund 300 Meter langen Korridor in der Energiezentrale Forsthaus Bern (2005), den das Künstlerduo Lang/Baumann farblich gestaltet hat (vorherrschend ist ein grelles Gelb), und eine Arbeit von Yves Netzhammer, der an den Giebelwänden in der Zürcher Siedlung Grünmatt (2007) Betonabgüsse von zurückgelassenen Gegenständen der Vorgängersiedlung angebracht hat. Eine unspektakuläre, aber sehenswerte Inszenierung.
Bauwelt 31.2016 Treffen sich Architektur und Kunst – Graber Pulver in der Architektur Galerie Berlin
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