Perspektivisch überhöhtes Bühnenbild? Treffpunkt für die Nachbarschaft? Zuschauertribüne für Veranstaltungen auf der Karl-Marx-Allee? Das Bieler Büro :mlzd gibt in der Architektur Galerie Berlin mehr Rätsel auf, als es auf den ersten Blick den Anschein macht.
62,14 Quadratmeter misst der Ausstellungsraum, er ist 12,05 Meter breit, 5,09 Meter tief und 4,05 Meter hoch. In der Fassade zur Karl-Marx-Allee gibt es drei riesige Schaufenster, das mittlere ist gleichzeitig der Eingang. An der langen, ansonsten geschlossenen Rückwand, führt rechts ein schmaler Durchgang zu den Büroräumen. Fünf „Leuchtlinien“ aus je zwei schlichten Neonröhren gliedern die Decke.
Alle, die sich in der Architektur Galerie Berlin präsentieren, müssen zu dieser räumlichen Situation in der einen oder anderen Art Stellung beziehen. Zahllose Varianten, den Raum zu bespielen, ihn gelegentlich auch ganz neu zu interpretieren, haben die ausstellenden Architekten in den letzten Jahren durchgespielt. Und das, was die vielen Vorgänger dem Raum an zum Teil überraschenden Möglichkeiten abgerungen haben, scheint ihre Nachfolger erst recht anzuspornen, doch noch eine weitere Konstellation hinzuzufügen, an die bisher keiner gedacht hat.
Dem Schweizer Büro :mlzd („mit Liebe zum Detail“) aus Biel ist das mit der orangeroten Tribüne, die nicht nur den ganzen Raum ausfüllt, sondern sich bis in den Straßenraum hinaus „ergießt“, fraglos gelungen. Das Kollektiv aus sechs Partnern besteht seit 1997 und hat bisher 70 Projekte realisiert, darunter die Erweiterung des Historischen Museums in Bern (Bauwelt 41/2009) und das Stadtmuseum im Rapperswil-Jona. In Berlin bekannt ist das Büro seit dem Sieg im Wettbewerb für das Besucherzentrum im Flughafen Tempelhof (2016) mit einer Aussichtsplattform auf dem Dach des gigantischen Gebäudes.
InnenAußen haben :mlzd die Ausstellung genannt und aus ihrem Portfolio solche Bauten und Projekte herausgesucht, die sich besonders dem Wechselspiel von Innen und Außen widmen. (Frei-)Treppen und Tribünen spielen dabei eine wichtige Rolle. Die opulente Installation in der Galerie evoziert eine Reihe kluger Fragen zur Abgrenzung von Außen und Innen – und zum Wesen von Transparenz. Die Treppe scheint Straße und Galerie unmittelbar zu verbinden, doch wegen der zwar durchsichtigen, deshalb aber nicht weniger unüberwindlichen Schaufenster bleibt diese räumliche Kontinuität rein visueller Natur. Um die Außentreppe innen weiterzugehen, sind einige Umwege zu nehmen. Dabei trifft man dann aber auch auf die „eigentliche“ Ausstellung. Mehr sei hier nicht vorweggenommen.