Baumeister
Zwischen Architektur und Kunst
By Svenja Binz

Review

Der New Yorker Künstler Stephen Talasnik baut seine Skulpturen normalerweise im Außenraum auf. Für die Ausstellung Unearthed holte er seine Werke jedoch in den Innenraum der Galerie Satellit in Berlin. Dort sind bis zum 30. März 2019 zwei seiner Skulpturen zu sehen.

Spätestens seit ihrem Umzug in ein denkmalgeschütztes Ensemble der bekannten Karl-Marx-Allee im Jahr 2006 ist die Architektur Galerie Berlin nicht mehr aus der Berliner Ausstellungsszene wegzudenken. Das Programm widmete sich größtenteils zeitgenössischer Architektur und Architekturfotografie. Das änderte sich vor drei Jahren, als die Galerie um den Projektraum SATELLIT erweitert wurde. Das Konzept SATELLIT zeigt sich aufgeschlossen und hybrid. Im Fokus stehen insbesondere Ausstellungen junger Architekten, Künstlern und Forschern.

In der Schnittstelle zwischen Architektur und Kunst lässt sich auch die aktuelle Ausstellung „unearthed“ des New Yorker Künstlers Stephen Talasnik. Zwei organische Skulpturen aus gewebten Bambusstreifen definieren die Ausstellungsfläche. In der Regel errichtet Talasnik seine Skulpturen im landschaftlichen Außenraum. Für unearthed wendet er seine Methoden erstmals im Innenraum an. Trotzdem haben alle skulpturalen Arbeiten – ob außen oder innen – eins gemeinsam: Sie sind ortsspezifisch.

Stephen Talasnik reiste bereits zwei Wochen vor der Ausstellungseröffnung an, um sein Kunstwerk vor Ort zu realisieren. Die finale Form entwickelt er intuitiv auf Grundlage einer atmosphärischen Skizze. Einen Plan gab es dafür nicht. Zunächst entwickelte der Künstler ein räumliches Gestell aus feinen Holzstreben, das man als Skelett verstehen kann. Die endgültige Form entsteht erst, wenn eine Vielzahl von Bambusstreifen wie eine Art permeable „Haut“ über die Konstruktion gezogen wird. In Verbindung mit dem Skelett wird die endgültige Form, die der Künstler „hive“ (Bienenstock) nennt, ausgegraben – „unearthed“. Das Ergebnis ist ein spannungsvoller Kontrast, bei dem Talasnik einen Balanceakt zwischen technischer Konstruktion und natürlicher Formgebung vollführt. Talasnik betont dabei immer wieder den handwerklichen Prozess als zentralen Aspekt seiner Arbeiten.

Mit Ausstellungsende hört auch der Prozess des Kunstwerkes auf. Die Skulpturen werden zerlegt und verlieren ihre Form. Bis 30. März 2019 ist die Ausstellung allerdings noch für alle Interessierten und Neugierigen geöffnet.