Gleich auf drei Ebenen konfrontiert die Ausstellung Transformator in der Architektur Galerie Berlin die Besucher mit Arbeiten des Zürcher Architekten Roger Boltshauser. Entwurfszeichnungen sowie in Bronze gegossene Fassadenstudien werden dort durch grossformatige Fotos von Boltshausers Bauten ergänzt, die der Fotograf Philipp Schaerer verfremdet hat – darunter der just vollendete Schulpavillon Allenmoos II oder das Atelierhaus Dubsstrasse (2010) in Zürich. Da fehlt hier ein Fenster, und dort wird ein Dachkubus ergänzt. Selbst das geplante Wohnhochhaus Hirzenbach weist auf Schaerers Foto bereits deutliche Gebrauchsspuren auf. Wer also jenseits des in Berlin nicht ausgestellten Hauses Rauch in Schlins das Werk Boltshausers nicht so genau kennt, der wird durch diese optische Verunsicherung zu präzisem Hinschauen angeleitet, auf der Suche nach dem spezifischen Charakter seiner Architektur. Ziegel, Lehm, Beton sind die Materialien, die in einer essenziellen Klarheit und raumschaffenden Geometrien dem Betrachter entgegentreten und so den zeitgenössischen Schweizer Architekturdiskurs befruchten – gerade weil Boltshausers Arbeiten „auf erratische Weise ausserhalb des Hauptstroms lokaler Debatten“ liegen, wie Otto Kapfinger im Ausstellungskatalog feststellt.
Neue Zürcher Zeitung Klarheit und Komplexität
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