Bauwelt 45 / 2012
Transformator – Roger Boltshauser in der Architektur Galerie Berlin
By Friederike Meyer

Review

Bei der aktuellen Ausstellung in der Architektur Galerie Berlin geht es klassisch zu. Fotos und Zeichnungen hängen in schwenkbaren Stahlrahmen an der Wand, in der Mitte liegen Reliefs aus Bronze. Doch halt. Irgendwas stimmt hier nicht. Der Architekt Roger Boltshauser zeigt so seine Arbeit. Seit 1996 führt er ein Büro in Zürich, in diesem Jahr hat er den Wettbewerb für das Baufeld F an der Europaallee ebendort gewonnen. Die Bilder in der Ausstellung zeigen zwar seine bekanntesten Bauten, die Gerätehäuser und den Zielturm Sihlhölzi in Zürich, die Schulanlage Gönhard in Aarau und das Lehmhaus Rauch in Schlins. Aber die Fassaden werfen keine Schatten. Die Gebäude erscheinen als Fläche, als reine Materialkomposition. Für die Ausstellung eines Architekten ist das ungewöhnlich. Normalerweise wollen doch alle ihre Werke immer in ein möglichst perfektes Bild rücken, wollen anschaulich zeigen, wie sie mit Raum umgehen. Roger Boltshauser ist eher an den Interpretationsmöglichkeiten seiner Arbeit interessiert. Und so hat er, getreu seinem Credo „Architektur heißt Transformation“ keinen Architekturfotografen beauftragt, sondern den Bildgestalter Philipp Schaerer. Aus vielen Einzelaufnahmen hat dieser die Fassadenansichten zusammen gesetzt und sogar noch unfertige Projekte wie das Hochhaus in Hirzenbach darunter gemischt. Der Raum, er entsteht im Kopf der Betrachter.