Was an den Wänden der künftigen Zentrale des Bundesnachrichtendiensts an der Chausseestraße hängen wird, lässt sich auf der Baustelle schon einmal begutachten. Die Baustelle des Bundesnachrichtendiensts an der Chausseestraße, ausgestattet mit blickdichten Zäunen, Überwachungskameras und Bewegungsmeldern, ist die wohl am besten abgesicherte Baustelle Deutschlands. Je weiter dieser riesige Komplex des Architektenbüros Kleihues + Kleihues wächst, desto größer wird die Neugier. Was an den Wänden hängen wird, lässt sich nun schon mal begutachten. Nämlich Kunst. Die Architektur Galerie stellt neben bislang unveröffentlichten Architekturentwürfen von Kleihues + Kleihues und einem Stadtmodell mit den maßstabsgetreuen Ausmaßen des Gebäudes die vier Kunst-am- Bau-Projekte vor.
Alle Künstler haben sich von der geheimnisvollen Aura des Auslandsgeheimdiensts verführen lassen. Anette Haas und Friederike Tebbe variieren die Idee der Ahnengalerie. Sie ordnen Decknamen ehemaliger Mitarbeiter und Orte jeweils einer Farbe zu. In den langen Fluren, die vom Toreingang ins Herz der Festung führen, läuft man an verschiedenen monochromen Feldern mit Titeln wie „Gänseblümchen“, „Brutus“ oder „Camp Nikolaus“, so heißt die noch aktuelle Zentrale in Pullach, vorbei. In den beiden Atrien vergrößern das Berliner Künstlerduo Antje Schiffers und Thomas Sprenger zwei Wandgemälde so sehr, dass man aus der Nähe die Motive nicht erfassen kann. Aus der Ferne eröffnen sich dem Betrachter eine gewöhnliche Straßenszene und ein in Büschen versteckter Bungalow. Die Beschriftungen lassen sich nicht zuordnen, sie klingen wie versteckte Botschaften: „Der letzte Weizen stand noch“ und „Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof still und schön“.
Der ironischste Beitrag stammt von Ulrich Brüschke. Zwei etwa 25 Meter hohe künstliche Palmen will der Nürnberger Künstler draußen auf den Terrassen zum Pankepark aufstellen. Zwei Fremdkörper in einer kühlen Architektur. Exotische Gewächse mitten auf dem ehemaligen Gelände des Stadions der Weltjugend. Wie in schlechten Spionagefilmen könnten sie auch getarnte Masten sein, in deren Palmwedeln sich Überwachungskameras verstecken. Nachts sollen die beiden Objekte von innen heraus fluoriszieren.
Mindestens genauso rätselhaft mutet der Vorschlag des in Düsseldorf lebenden Stefan Sous an. Er hat für den Eingangsbereich eine etwa 20 Meter lange wuchtige Stahlplastik ersonnen. Ein bisschen ähnelt sie einem grob behauenen Keil aus der Steinzeit. Eine Waffe, die mitten im Inneren dieser Festung gelandet ist. Sous scheint die BNDler ein bisschen foppen zu wollen. Vielleicht aber auch ein wenig die Architekten. Denn die können der „Kunst am Bau“ häufig nicht viel abgewinnen. Schließlich soll die Architektur für sich wirken. Der Titel der Ausstellung „Kunst an Architektur“ mag auf den ersten Blick nichts besonderes sein. Eigentlich ist es aber eine Aufforderung zum Dialog. Eine versteckte Botschaft sozusagen.