Alle Wege sollen ja nach Rom führen. Wie vielfältig diese sind, kann man sich vorstellen. Aber wie vielfältig können Wege durch ein Gebäude oder um ein Gebäude herum sein?
Dieser Frage hat sich das Wiener Büro AllesWirdGut gewidmet. „Weg schauen“ lautet der Titel ihrer Ausstellung, die derzeit in der Architektur Galerie Berlin zu sehen ist. Die vier Architekten von AllesWirdGut, Andreas Marth, Friedrich Passler, Herwig Spiegl, und Christian Waldner, bearbeiten seit 1999 gemeinsame Projekte – von der Städtebaustrategie bis zur Innenraumgestaltung. Aktuelle Arbeiten sind u.a. das Technikzentrum St. Pölten (Wettbewerb 2011), die „121 Wohneinheiten“ in Wien (2010) und die Neugestaltung der Fußgängerzone in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck (2009/2011). Eine Intelligente Erschließung und Raumanordnung ist ihnen nach eigenen Angaben bei ihren Entwürfen besonders wichtig. Für „Weg schauen“ haben sie zwei in Art und Größe vergleichbare Projekte ausgewählt: das 2011 fertiggestellte Niederösterreich-Haus in Krems und den Wettbewerbsbeitrag für ein Druck- und Verlagshaus in Linz, beide in Innenstadtlage und aus mehreren Baukörpern bestehend, die sich ins kleinteilige Umfeld einzupassen suchen. Schon von draußen sind durch die großen Schaufenster der Galerie unzählige Schwarz-Weiß-Grafiken zu sehen; in rhythmischen Bewegungen scheinen sie über die Wände des Ausstellungsraums zu tanzen. Man ist an eine Lochkarte erinnert, die mittels gleicher Ausstanzungen in immer anderer Reihung unterschiedliche Melodien erzeugt. Bei den Grafiken handelt es sich um Raumdiagramme, zusammengesetzt aus invertierten Schwarzplänen. Diese „Raum-Bausteine“ symbolisieren die öffentlich zugänglichen Innen- und Außenräume. Unterschiedlich aneinandergereiht, bilden sie jeweils einen möglichen Weg um oder durch die Gebäude ab: lange und kurze Wege; Wege die fast ausschließlich durch die Gebäude führen; Wege, für die man die Häuser fast überhaupt nicht betreten muss.
Ergänzt werden die Zeichnungen von einem Positiv- und einem Negativmodell der Projekte und vom „Raum-Folge-Modell“ eines Möglichen Weges. Im Katalog gibt es Perspektiven der Wegsegmente in der Art eines Storyboards, die zum Vergleichen und Kombinieren mit den Diagrammen an den Wänden einladen. Die Ausstellung macht Lust, das Prinzip an eigenen Entwürfen auszuprobieren.