Bauwelt 24.2018
Learning by Ausstellungsbesuch – PPAG in der Architektur Galerie Berlin
By Jan Friedrich

Review

Sie haben vor, eine Schule zu bauen, oder möchten, als ersten Schritt dazu, einen Architekturwettbewerb für eine neue Schule gewinnen, wie sie zurzeit vielerorts und zahlreich ausgelobt werden? Dann sei Ihnen als Vorbereitung ein Besuch der Ausstellung von PPAG in der Architektur Galerie Berlin wärmstens ans Herz gelegt. Natürlich auch dann, wenn Sie, ohne eine solche Absicht zu hegen, schlicht Freude an gut gemachten Ausstellungen haben.
Anna Popelka und Georg Poduschka, die Inhaber des 1995 in Wien gegründeten Büros PPAG, sind hierzulande als experimentelle Wohnungsbauer bekannt (Bauwelt 4.2018). Doch im Schulbau, der neben dem Wohnungsbau derzeit drängendsten Bauaufgabe, sind die beiden ebenso engagiert. Als Architekten des 2014 fertiggestellten Bildungscampus Sonnenwendviertel zeichnen sie verantwortlich für das Pilotprojekt des „Neuen Schulbaus“ in Wien. In dem Schulkomplex aus klassenübergreifenden Clustern von Bildungsräumen, Projekträumen, Marktplätzen, Freiluftklassen und Teamräumen fanden erstmals in Österreich aktuelle Unterrichtsmethoden wie Projektunterricht und Freies Lernen einen konsequent gebauten Ausdruck.
Seither hat PPAG die räumlich-pädagogischen Konzepte in weiteren Wettbewerbsentwürfen verfeinert, einige davon umgesetzt. Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf realisiert das Büro in einem Neubaugebiet der degewo gerade eine Grundschule mit Kindertagesstätte als „Pixelschule“, deren räumliche Elemente zerlegt und fußläufig über das Quartier verteilt werden.
In der Architektur Galerie Berlin hat PPAG eine, wenn man so will, offene Lernlandschaft aus Podesten, Regalen, Gerüsten, Tischen, Modellen und Infotafeln aufgebaut. In ihr kann man sich über verschiedenste Aspekte der „Neuen Schule“ informieren: von Zeitgemäßer Pädagogik, über Atmosphäre und Rotationale Systeme bis zu Schulmöbeln, Bauklimatik und Brandschutz. Als Beispiele dienen jeweils Entwürfe von PPAG. Der Besucher kann sich wie beim Freien Lernen nach Neigung von einem Thema zum anderen treiben lassen, weglassen, womit er (noch) nichts anfangen kann, später dafür vielleicht wiederkommen. Für Besucher, die mit dieser Freiheit noch nicht so gut umgehen können, sind die 19 Themen dankenswerter Weise auch durchnummeriert.