Gibt es einen Schub für das Thema „Kunsthalle“ in Berlin? Man könnte es meinen angesichts der Entwürfe, die acht Berliner Künstler für die Fassade des geplanten „White Cube“ vorgelegt haben und die jetzt in der Architektur-Galerie „Werkraum“ gezeigt werden. Wie poppig bemalte Schuhschachteln liegen sie auf mannshohen Sockeln und erproben, wie die 50 Meter lange, holzgezimmerte und zementplattenverschalte Großausgabe auf dem Schlossplatz aussehen könnte.
In der Tat will sie dort nicht nur Kubus, sondern Blickfang sein, und mindestens bis zum Baustart am „Humboldt-Forum“ bestehen. Nur gut, dass die meisten der beteiligten Künstler ohnehin eine knallig-poppige Bildsprache an sich haben. Das wusste man schon von Gerwald Rockenschaub, dessen Entwurf im Oktober seinen Anteil an der Zusage des Senats zu dem Projekt hatte: Der Neo-Pop-Künstler formte mit seinen leuchtenden Folien eine grob gepixelte Kumuluswolke vor blauem Himmel.
Die steht auch weiterhin zur Wahl neben Franz Ackermanns neo-kubistischen Elementen in kräftigen Tönen von Blau oder Anselm Reyles regenbogenfarbig irisierender Plexiglasfront vor zerknautschter Alufolie. Corinne Wasmuths computergenerierte Arbeit nimmt das Motiv verwischter Bewegung von angedeuteten Verkehrsströmen auf, der Künstler namens „Tal R“ hüllt die Box in gestreiftes, offenbar schon benutztes Geschenkpapier.
Nun liegt aber das Ja-Wort des Senats schon mehr als ein Vierteljahr zurück. Wolkig wie der Ursprungsentwurf blieben seitdem die Äußerungen der beiden Kuratorinnen und des namhaft besetzten vierköpfigen Beirats über ihre Idee einer Ausstellungsplattform, die die zeitgenössische Kunst aus den Ateliers der Metropole präsentieren will. Ein „Schaufenster für die Künstler Berlins“, einen „Raum, in dem sich künstlerische Experimente vor den Augen des Publikums entfalten“, wollen sie schaffen. Aber anstelle der angekündigten Eröffnung soll im April erst mal das Konzept vorgestellt werden, die erste Ausstellung im September beginnen.
Zumindest Ulrich Müller, der Leiter der Architektur-Galerie, verströmt Zuversicht. Er hat selbst einigen Anteil an dem Projekt, zusammen mit dem Architekten Adolf Krischanitz. Der hat ja auch das Gehäuse in bewusster Einfachheit entworfen: außen wie innen eine Projektionsfläche für Kunst. Seit er in Wien die neue Kunsthalle gebaut hat, kennt er sich in dem Geschäft aus, und als Professor an der Berliner Universität der Künste auch mit der kosmopolitischen Szene in der Stadt. Und die will mit ihrem Beitrag zur Außengestaltung das Ihre tun, dass die Idee Wirklichkeit wird und an Berlins meistdiskutiertem Bauplatz ein Signal setzt.
Am Gelde hängt auch beim White Cube alles, und deshalb stehen die Arbeiten zum Verkauf, um mit einem Teil der Erlöse das Projekt zu fördern. Da es keine Fördermittel gibt, braucht es Gönner, und der größte ist der Berliner Mäzen und Kunstsammler Dieter Rosenkranz. Aber auch seine 850 000 Euro reichen nur für den Bau und die erste Fassade.
Ulrich Müller hofft wie die Kuratorinnen darauf, dass mit dem angestrebten vierteljährlichen Wechsel der Ausstellungen die Besucher auch von außen immer wieder mit einem neuen Spektakel überrascht werden. Im besten Fall wird es dann drinnen seine angemessene Fortsetzung finden.